„Mit dem Stadtgrün-Bewertungstool können wir zeigen, welchen ökologischen, sozialen und ökonomischen Wert Bäume und Grünanlagen für Bremen haben.“

Catharina Püffel vom Institut für ökologische Wirtschaftsforschung
Catharina Püffel ist wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für ökologische Wirtschaftsforschung (Foto: © Püffel).

Catharina Püffel ist wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für ökologische Wirtschaftsforschung in Berlin. Im Projekt BREsilient erforscht sie, wie Kommunen mit den klimawandelbedingten Herausforderungen für Straßenbäume und Stadtgrün umgehen können und welchen Wert städtisches Grün für die Klimawandelanpassung der Städte hat. In einem Workshop mit Verwaltungsakteuren hat sie ein Bewertungstool für Stadtgrün vorgestellt, das bewertet, wie sich die Schaffung neuer Grünflächen, die Begrünung von Dächern und die Pflanzung neuer Straßenbäume auf die Städte auswirkt.

Frau Püffel, wir lesen immer wieder, dass der Klimawandel durch zunehmende Dürreperioden und Hitze, aber auch durch Starkregen und Stürme problematisch für die Wälder in Deutschland ist. Doch auch für viele Stadtbäume könnte es schwieriger werden. Auf welche Herausforderungen müssen Kommunen sich einstellen?

Hitze und Dürreperioden gefährden auch Stadt- und Straßenbäume. Nicht nur der Wasserbedarf, sondern auch die stärkere Anfälligkeit für Krankheiten und Schädlingsbefall sind als Herausforderungen zu nennen. Dies erfordert einen erhöhten Pflege- und Bewässerungsaufwand, stellt aber auch andere Anforderungen an die Standorte (z. B. größere Substrattiefe für längere Regenwasserspeicherung). Hinzu kommt der steigende Flächenbedarf für Wohnungsbau, Infrastruktur und Gewerbeflächen. Bäume konkurrieren hier direkt mit Häusern, Straßen oder Parkplätzen um den knappen Faktor Fläche. Die zunehmende Versiegelung infolge dieser Baumaßnahmen verstärkt darüber hinaus aber auch indirekt die Auswirkungen des Klimawandels.

Bestimmte Baumarten werden besser mit den veränderten Bedingungen zurechtkommen als andere. Der Bestand an weniger robusten, oft heimischen Arten, könnte so verringert werden.

Sie haben am Institut für ökologische Wirtschaftsforschung ein Bewertungstool für Stadtgrün entwickelt. Wie kann dieses Tool Kommunen bei der Auswahl und Pflege von Stadtgrün unterstützen?

Das Stadtgrün-Bewertungstool wurde entwickelt, um auf gesamtstädtischer Ebene die Auswirkungen potenzieller Grünmaßnahmen zu testen und zu beurteilen. Es kann beispielsweise die Schaffung neuer Grünflächen, die Begrünung von Dächern und die Pflanzung neuer Straßenbäume analysieren und räumlich abbilden. Das Tool bewertet, wie sich diese Maßnahmen auf die Bereitstellung ausgewählter Ökosystemleistungen (z. B. Treibhausgasrückhalt, Luftschadstoffrückhalt, Stadtbild und Lebensraumfunktion, Wasserretention) auswirken und welchen ökonomischen Wert diese Leistungen für uns haben. Die Ergebnisse dienen somit als Argumentationshilfe für gesamtstädtische Grünmaßnahmen indem sie zeigen, welchen ökologischen, sozialen und ökonomischen Wert diese für die Stadtbevölkerung liefern können.

Inwiefern kann das Projekt BREsilient dabei helfen, das Tool für die Bremer Verhältnisse anzupassen und für die Verwaltung nutzbar zu machen?

In BREsilient haben wir eine Kosten-Nutzen-Analyse für Stadtgrün entwickelt. In der nun angelaufenen Umsetzungs- und Verstetigungsphase des Projekts wollen wir aufbauend auf diesen Ergebnissen schauen, wie wir die Bremer Verwaltung bei der Planung und Entscheidungsfindung zu grünen Klimaanpassungsmaßnahmen noch besser mit unseren Informationen zum Wert von Ökosystemleistungen unterstützen können. Wir haben in einem Workshop Verwaltungsakteure nach ihrem weiteren Informationsbedarf gefragt und überlegt, in welchen Planungsprozessen diese Informationen hilfreich sein könnten. Derzeit definieren wir einen konkreten Anwendungsfall, in dem zum Beispiel räumliche Planungsvarianten bei Bebauungs- oder Erschließungsplänen im Hinblick auf den Wert einer höheren Verfügbarkeit von städtischem Grün miteinander verglichen werden könnten. Die positiven Wirkungen einer höheren Grünausstattung könnten aber auch in strategische Planungsprozesse zum Stadtumbau eingebunden werden.