Mit „hochwasserangepassten Sportstätten“ auf eine Überflutung vorbereitet sein

Die Pauliner Marsch und das Kleingartengebiet „Im Suhrfelde“ werden intensiv durch zahlreiche Kleingärten, Freizeit- und Sportanlagen sowie einige Betriebe genutzt. Gleichzeitig ist das Gebiet jedoch als „Hochwassergefährdetes Gebiet“ ausgewiesen. Gemeinsam mit Projektpartnern aus Wissenschaft und Verwaltung diskutieren die Menschen vor Ort deshalb im Projekt BREsilient über Anpassungsmaßnahmen und ermitteln Möglichkeiten zu deren Umsetzung.

Bedingt durch die Corona-Pandemie musste der für den Sommer geplante, dritte Workshop-Termin leider ausfallen. Als Ergänzungsveranstaltung wurde deshalb am 1. Oktober ein Außentermin speziell zum Thema „hochwasserangepasste Sportstätten“ für die Vereine in der Pauliner Marsch angeboten.

Teilnehmer*innen der Veranstaltung bei der Begehung der Sportstätten.
Teilnehmer*innen der Veranstaltung bei der Begehung der Sportstätten.

Das Projekt BREsilient hat hierzu den Landschaftsarchitekten und Experten für Sportanlagenbau Lüder Hoppe vom Planungsbüro G. & L. Hoppe eingeladen, um Fragen zu möglichen wirtschaftlichen Schäden, Umweltauswirkungen, Instandsetzungsmöglichkeiten und Anpassungsmaßnahmen an Sportplätzen im Überflutungsfall zu erörtern. Im Fokus dabei standen Kunstrasenplätze. Viele Sportvereine setzen auf den Spielbelag aus Kunststoff, der zwar teurer als ein Naturrasen ist, jedoch deutlich intensiver genutzt werden kann und einen geringeren Pflegeaufwand mit sich bringt. Ein Kunstrasen wird mehrschichtig aufgebaut und besteht in der Regel aus einer Drainageschicht aus Schotter oder Sand, einer Elastikschicht aus Kunststoff zur Dämpfung, der Kunstrasenschicht sowie einer Verfüllung aus Kunststoffgranulat oder Sand. Das Granulat verringert das Verletzungsrisiko und verbessert das Spielgefühl auf dem Platz.

Aufgrund der wassernahen Lage der Sportplätze ergeben sich in der Pauliner Marsch insbesondere zwei zentrale Fragestellungen:

Was passiert mit dem Kunstrasen im Hochwasserfall?

Wird ein Kunstrasen überschwemmt, setzen sich Schmutz und Schwebstoffe aus dem Wasser in den Rasenfasern, im Granulat und in der Elastikschicht ab. Diese müssen gründlich gereinigt werden, damit die Wasserdurchlässigkeit und Elastizität des Platzes weiter gewährleistet sind. Im schlimmsten Fall kann ein ungesicherter Kunstrasenplatz sich auffalten und durch die Überschwemmung unbenutzbar werden. Die Kunstrasenschicht muss dann erneuert werden. Auch gesicherte Kunstrasenplätze sind häufig durch die Sedimentation von Schmutz und Schwebstoffen so verschmutzt, dass sich eine Reinigung wirtschaftlich nicht mehr lohnt und die oberste Schicht ersetzt werden muss. Mit einer entsprechenden Vorwarnzeit kann ein Kunstrasenplatz jedoch rechtzeitig eingespannt und abgedeckt werden, um die Schäden gering zu halten.

Welche Umweltfolgen hat eine Überflutung von Kunstrasenplätzen?

Jedoch ist nicht nur der Platz selbst, sondern auch die Umwelt durch eine potenzielle Überschwemmung von Kunstrasenplätzen gefährdet. Nach aktuellem Stand der Technik kann nicht verhindert werden, dass das Füllmaterial in die Umwelt gelangt. Bei einer Überflutung würde das Granulat zusätzlich aufschwimmen und sich durch die Fließgeschwindigkeit des zu- und ablaufenden Wassers in der Umwelt und im Gewässer verteilen. Mechanische Barrieren könnten hier dazu beitragen, die Verteilung des Granulats deutlich zu senken. Das Thema „Granulateintrag in die Umwelt“ ist eng mit der aktuellen Diskussion um Mikroplastik verbunden. Als Mikroplastik (Kunststoffpartikel unter 5 mm Durchmesser) gelangen verschiedene, von Menschen erzeugte Kunststoffe (z. B. Reifenabrieb, Kosmetika, Textilien, Kunststofftüten und eben auch Granulatpartikel von Kunstrasenplätzen) in die Umwelt und können dort nur sehr langsam zersetzt werden. Über den Nahrungskreislauf (z. B. über Speisefische) gelangen diese Partikel auch unweigerlich in den menschlichen Körper. Die Effekte auf die menschliche Gesundheit sind aktuell Gegenstand von Untersuchungen und Studien und können noch nicht abschließend bewertet werden. Die Europäische Chemikalienagentur (ECHA) empfahl der Europäischen Union eine gesetzliche Beschränkung von Mikroplastik zu prüfen. Davon wären auch granulatverfüllte Kunstrasenplätze betroffen. Die Organe der Europäischen Union befinden sich hierzu derzeit noch im Diskussions- und Abwägungsprozess.

Für die Vereine in der Pauliner Marsch stellen die Kunstrasenplätze, aber auch ihre Gebäude und Anlagen, erhebliche Werte dar. Sie wünschen sich deshalb Schutz- und Steuerungsmaßnahmen für ihre Infrastruktur. Außerdem würden sie weitere Beratungsangebote und Unterstützung begrüßen, beispielsweise, wenn es um die Erstellung von Notfallplänen oder den Aufbau von Informationsketten geht.

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