„Die Maritime Logistik ist vom Klimawandel sowohl durch lokale als auch durch internationale Ereignisse betroffen.“

Rainer Müller ist wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Seeverkehrswirtschaft und Logistik (ISL) in Bremen.

Rainer Müller ist als wissenschaftlicher Mitarbeiter beim Bremer Institut für Seeverkehrswirtschaft und Logistik (ISL) zuständig für das Thema „Risiken in maritimen Lieferketten“. Im Projekt BREsilient erforscht er zusammen mit Dr. Esther Hoffmann vom Institut für ökologische Wirtschaftsforschung (IÖW), welche Auswirkungen der Klimawandel auf die Logistik und auf die Ernährungswirtschaft hat und wie sich Unternehmen anpassen können.

Welche Erkenntnisse möchte das Institut für Seeverkehrswirtschaft und Logistik aus dem Projekt BREsilient gewinnen?

Die Maritime Logistik ist vom Klimawandel sowohl durch lokale als auch durch internationale Ereignisse betroffen. Uns interessiert, wie Extremwettereignisse Lieferketten beeinflussen können und welche Anpassungsmaßnahmen Unternehmen einsetzen, um sich hier resilienter aufzustellen.

Sie haben für die Workshops „Bremer Unternehmen im Klimawandel“ ein spezielles Format ausgewählt: In einem Planspiel sollten Vertreter*innen von Unternehmen, Behörden, Transportdienstleistern und Institutionen wie der Handelskammer in ungewohnte Rollen schlüpfen und sich einer komplexen Extremsituation stellen. Dabei waren u. a. Transportwege zwischen Bremerhaven und Bremen blockiert, Kühlketten unterbrochen und Lieferanten ausgefallen. Welche Vorteile bringt diese Herangehensweise gegenüber eher klassischen Workshop-Formaten wie Arbeitsgruppen?

Planspiele bieten die Möglichkeit, neue Verfahrensweisen auszuprobieren und erfahrbar zu machen, ohne dass es negative Konsequenzen für die operative Arbeit gibt. Im Gegensatz zu einer moderierten Diskussion werden Situationen, wie z. B. ein Sturm in Bremerhaven, nicht nur durchdacht, sondern durchlebt. In einer abgesicherten Spielsituation können die Teilnehmenden als Spieler*innen einer Rolle die Situation erleben und sind durch den Spielcharakter motiviert, passende Anpassungsmaßnahmen zu entwickeln. Außerdem fördert dieses Format die Zusammenarbeit, denn oftmals ist es bei einem Planspiel das erste Mal, dass alle Akteure einer Lieferkette an einem Tisch sitzen. Teilnehmer*innen eines Workshops sind oftmals dankbar für ein neues Format – und die Motivation ist bei einem Planspiel höher als bei einer klassischen Diskussion. Die Teilnehmenden unseres Workshops haben diese Methode durch ihre enthusiastische Mitarbeit bestätigt.

Welche Rolle nimmt Anpassung an den Klimawandel bei Logistikunternehmen und in der Ernährungswirtschaft bisher ein?

Bei beiden Branchen ist ein Problembewusstsein für dieses Thema vorhanden. Allerdings wenden die Unternehmen der Ernährungswirtschaft derzeit oftmals lediglich reaktive Maßnahmen an. Die Ernährungswirtschaft zielt mittel- bis langfristig darauf ab, sich durch die Diversifikation von Artikeln und Lieferanten dem Klimawandel zu stellen. Im Bereich der Logistik hat sich insbesondere die Deutsche Bahn dem Thema angenommen – durch ein umfangreiches Vegetationsmanagement wirkt sie Böschungsbränden und Baumwurf entgegen.