Dr. Jürgen Meyerdirks von Küste und Raum im Interview zu Gefährdungsanalysen in der Pauliner Marsch

Dr. Jürgen Meyerdirks vom Büro Küste und Raum.

Dr. Jürgen Meyerdirks vom Büro Küste und Raum (© Henry Fried).

Die Firma Küste und Raum führt im Rahmen des Forschungsprojektes verschiedene raumbezogene Analysen zur Situation des Hochwasserschutzes in der Pauliner Marsch durch. Ziel ist es, aus der Kenntnis des aktuellen Zustandes der vorhandenen Infrastrukturen sowie denkbarer zukünftiger Hochwasserstände, potenzielle Gefährdungen der Pauliner Marsch besser abschätzen zu können.
Die erzielten Ergebnisse liefern die Basis für die Entwicklung von geeigneten Maßnahmen zur Verbesserung des Hochwasserschutzes. Wichtiger Bestandteil der Arbeiten ist die konsequente Einbindung verschiedener Nutzer, Interessenvertreter und politischer Entscheider während des gesamten Prozesses.


Sie erstellen gerade eine Gefährdungsanalyse für die Pauliner Marsch. Was kann man sich darunter vorstellen?

Küste und Raum ermittelt die potenziellen Gefährdungen, die sich aus klimawandelbedingten Veränderungen (z. B. Häufigkeit und Intensität von Überflutungen) für die Pauliner Marsch ergeben könnten. Die Höhe eines potenziell möglichen Schadens ist immer von den im Gebiet vorhandenen Werten abhängig. Die Gefährdung eines Gebietes wird durch die im Falle eines Hochwassers betroffenen Flächen und die zu erwartenden Überflutungshöhen beschrieben. Die Gefährdungsanalyse verknüpft die bei einer hochwasserbedingten Überflutung auftretenden Gefährdungen mit den betroffenen Werten vor Ort.
Das Ergebnis ist eine raumscharfe Abbildung der potenziell zu erwartenden Schäden bei verschiedenen Hochwassersituationen.

Anhand welcher Kriterien wird das vorhandene Schadenspotenzial erfasst und bewertet?
Die Ermittlung des Schadenspotenzials umfasst Aspekte wie die Umwelt sowie kulturelle und wirtschaftliche Tätigkeiten.
In der Pauliner Marsch werden neben Informationen zu betroffenen Nutzern und Rettern vor allem Risiken für die Infrastruktur (Sachschäden an Kleingärten, Gewerbe, Straßen) und die Umwelt (Verschmutzung, Behinderung des Abflusses) untersucht. Bei der Bewertung der identifizierten Schadenspotenziale werden die beteiligten Nutzer, Behördenvertreter und Entscheider intensiv eingebunden.
Für das Projektende wird die Ermittlung eines Gesamtschadenspotenzials für die Pauliner Marsch angestrebt, das Aussagen zu den gesamtgesellschaftlich zu erwartenden Schäden durch Überflutungen unterschiedlicher Intensität ermöglicht.

Wie trägt die Gefährdungsanalyse dazu bei, Bremen auf die Folgen des Klimawandels vorzubereiten?
Die detaillierte Kenntnis von potenziellen Gefährdungen und damit zu erwartenden Schäden bei Hochwasserereignissen unterschiedlicher Intensität unterstützt die Vorbereitung auf derartige Ereignisse in vielfältiger Weise.
Durch die gemeinschaftliche Einbindung von betroffenen Nutzern, verantwortlichen Behörden und politischen Entscheidern in den partizipativen Prozess können positive Effekte auf verschiedenen Ebenen erreicht werden.
Neben einer Schärfung des Risikobewusstseins im Umgang mit Folgen von klimawandelbedingten Hochwasserereignissen werden vor allem Planungsprozesse zur nachhaltigen Gefahrenabwehr unterstützt. Hierzu gehört insbesondere die Erstellung von Managementstrategien durch die Entwicklung angepasster Maßnahmen für die Pauliner Marsch.
Diese Maßnahmen sind von besonderem anwendungsbezogenen Wert, weil sie unter Berücksichtigung der Hochwasserschutzanforderungen der unterschiedlichen Nutzergruppen in einem konsensorientierten Prozess von allen Beteiligten gemeinsam erarbeitet werden können.